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aktualisiert am 03. Juni 2004

Nampula - Mosambik

Viele Kinder entführt und getötet!
Organhandel? Blutige Zauberrituale? Kinderprostitution?


Es war Mitte Februar 2004, als sich die Servitinnenschwestern des Klausurklosters "Mater Dei" in Nampula (Mosambik) mit der eindringlichen Bitte an das Generalsekretariat des Servitenordens für Gerechtigkeit und Frieden (Rom) gewandt haben, ihren Einsatz zu unterstützen und mitzutragen, Verbrechen gegen Kinder aufzuklären und zu verhindern.

 

Verstümmelte Leichen werden gefunden

Wiederholt wurden in der näheren Umgebung des Klosters Leichen gefunden, darunter auch viele Kinderleichen, die zerschnitten waren und denen Organe entnommen worden sind. Oft bleiben die Leichen dort liegen, wo die Menschen umgebracht worden sind, und verwesen. Werden sie gefunden, begräbt man sie, ohne dass diese grauslichen Funde bei der Polizei angezeigt werden, denn die Person, die einen Leichenfund meldet, wird für verdächtig gehalten und oft tagelang verhört und psychischem Druck ausgesetzt.
Die Schwestern machten diese Vorfälle publik und äußerten den dringlichen Verdacht, die Toten könnten zu Zwecken des illegalen Organhandels oder im Rahmen von blutigen Zauber-Ritualen ermordet worden sein.

 

Eine Vielzahl von entführten Kindern

Im Anschluss an die Anzeige der Schwestern, die großes Aufsehen erregte, meldeten sich bei ihnen viele besorgte Eltern, deren Kinder abgängig sind.
Viele dieser Kinder wurden nachweislich entführt. Ihre Zahl kann nur geschätzt werden, da es sich vielfach um Straßenkinder ohne zu Hause handelt, die niemandem abgehen. Von Hilfsorganisationen wird aber angenommen, dass in den vergangenen drei Jahren, verstärkt aber in den letzten Monaten über 300 Kinder vom Säuglingsalter bis zum Alter von 16 Jahren verschwunden sind. So berichtet etwa Moises, ein evangelischer Pastor, der im letzten Jahr bis zu 150 Straßenkinder begleitet hat und ihnen Kleidung, Nahrung, Schulmaterialien usw. besorgt hat, dass sich seit vergangenen Jänner nur mehr 9 Kinder wieder bei ihm eingefunden haben.
Einigen Kindern ist es gelungen, ihren Entführer zu entkommen. Etwa dem 13-jährigen Marcelino. Er erzählt, wie ihn zwei Fremde gebeten haben, ihnen einen Weg zu zeigen. Arglos stieg er mit ins Auto. Als der Fahrer seinen Angaben jedoch nicht folgte, begann er zu schreien und zu weinen und bat, man solle ihn aussteigen lassen. Fernab von der Stadt wurde er gefesselt zwei weißen Männern übergeben, die dort gewartet haben. Diese "Übergabe" wurde von Zeugen beobachtet, die dem Wagen folgten, bis dieser vor einem entlegenen Haus stehen blieb. Marcelino wurde ins Haus gebracht, die Tür verriegelt, und die beiden Männer verschwanden wieder. Die Zeugen rannten die Tür ein und konnten Marcelino, noch einen Jungen und zwei Mädchen befreien. Noch weitere Kinder, die in den meisten Fällen in abgelegenen Häusern in kleinen Gruppen gefangengehalten wurden, konnten entkommen bzw. dank glücklicher Umstände befreit werden.

 

Die Reaktion der Behörden

Ebenso besorgniserregend wie aufschlussreich war und bleibt die Reaktion der Behörden. Sie weigern sich, die Vorfälle systematisch zu untersuchen. Eltern werden eingeschüchtert, Augenzeugenberichte als "Lügenmärchen" abgetan. Ein von der Staatsanwaltschaft beauftragtes Untersuchungsteam kam nach Nampula, um einige Leichen auszugraben und kriminalmedizinisch zu untersuchen. Diese Untersuchungen beschränkten sich aber darauf, dass die bereits verwesten Leichen fotografiert und wieder eingegraben wurden. Am 23. Februar d.J. erfolgte dann das offizielle und ernüchternde Untersuchungsergebnis: "An den untersuchten Leichen können keine Spuren von Gewaltanwendung festgestellt werden, die auf ein Verbrechen hindeuten." Zwar wurden mögliche Unregelmäßigkeiten eingeräumt, diese jedoch auf die gängige Schlamperei und Korruption der Behörden beim Ausstellen von Totenscheinen zurückgeführt.
Gleichzeitig begannen in den Medien intensive Verleumdungskampagnen gegen die Ordensschwestern, durch die versucht wird, ihren Einsatz religiös und politisch als Agitation gegen die moslemischen Lokalpolitiker zu verunglimpfen. Besonders die Schwester, die die Vorfälle dokumentiert und die Dokumentation den Behörden übergeben hat, geriet in die Schusslinie einer breit angelegten Hetzkampagne, indem ihr neben psychischen Problemen auch unlauterer Lebenswandel angedichtet wird. Von vielen Seiten wurde in der Folge der Einsatz der Schwestern als unglaubwürdig dargestellt und bekämpft.

 

Erklärung der Superiorenkonferenz

Laut einer Erklärung der Superiorenkonferenz von Mosambik vom 29. Februar 2004 reicht die Reaktion der Behörden von der totalen Leugnung des Problems bis hin zu Ausflüchten, sie hätten zwar Untersuchungen durchgeführt, aber keine Hinweise auf Gewaltverbrechen finden kön-nen.
Die Superiorenkonferenz erklärt ausdrücklich ihre Solidarität mit den Schwestern und mit allen, die sich im Kampf gegen diese Verbrechen einsetzen. Sie fordert die Regierung von Mosambik des weiteren auf, alles zu unternehmen, um jede Form von Verbrechen gegen die Kinder und Jugendlichen zu unterbinden, besonders den sexuellen Missbrauch durch Kinderprostitution und Pädophilie oder das Ausnützen ihrer Armut seitens krimineller Banden, die die Kinder zu Diebstählen oder zum Drogenhandel anleiten.

 

Fest steht

Wie auch von der Abteilung der human rights organisation in Nampula bestätigt wird, wurden und werden weiterhin Kinder in großer Zahl entführt. Ebenso wurden und werden weiterhin Kinder und Erwachsene getötet, ihre Körper aufgeschnitten und Organe entnommen.
Nach Angaben der human rights organisation ist es aufgrund der mangelnden medizinischen und technischen Infrastruktur in Nampula allerdings unwahrscheinlich, dass die Morde vor Ort mit Organhandel in Verbindung gebracht werden können. Vielmehr geht sie davon aus, dass die Morde mit blutigen Hexen-Ritualen oder Kulten zu tun haben. Die Kindesentführungen bringt sie v.a. mit Kinderprostitution und Pädophilie in Zusammenhang. Auch bleibt der dringliche Verdacht bestehen, dass die älteren der entführten Kinder im Ausland der Organhandelmafia zugeführt werden.

Offen bleibt die Frage nach den Hintergründen

Aufgrund der mangelnden Aufklärungsarbeiten der Behörden kann zum derzeitigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden, welches nun wirklich die Hintergründe der Entführungen und Morde sind. Es besteht der Verdacht, dass auch die Ermordung einer brasilianischen Entwicklungshelferin in Nampula Mitte Februar d.J. in Zusammenhang mit diesen Vorfällen steht. Journalisten, die inzwischen aus ganz Europa nach Nampula gekommen sind, um vor Ort zu recherchieren, berichten, dass sie mit einer Situation konfrontiert werden, die einem wahren Krimi gleicht. Auf die Fragen "Was geschieht mit den entführten Kindern?", "Warum werden die Menschen getötet, ihre Körper aufgeschnitten und Organen entnommen?" bekommen sie nur unzureichende Antworten bzw. fadenscheinige Ausreden der Behörden.

 

Unterschriftenaktion des Servitenordens

Das Generalsekretariat des Servitenordens für Gerechtigkeit und Frieden bittet Sie um Ihre Unterschrift. Dadurch helfen Sie mit, Druck auf die Regierung von Mosambik auszuüben, in dieser Angelegenheit endlich tätig zu werden, die geschehenen Verbrechen aufzuklären und den Schutz der Kinder und ihrer Familien zu garantieren.
Der Servitenorden wird die Unterschriften an die Regierung von Mosambik, an die UNO, die EU, das italienische Parlament sowie an nationale und internationale Menschenrechtsorganisationen weiterleiten.

 

Nampula/Rom/Wien, im März 2004

Dieser Bericht dient als Hintergrundinformation für die genannte Unterschriftenaktion.

Die Unterschriftsliste liegt auf in der Servitenkirche, 1090 Wien, Servitengasse.

Text: fr. Martin M. Lintner OSM
Fotos: Gerhard Tuschla, Lorenzo Sani

Anschrift des Generalsekretariats OSM für Gerechtigkeit und Frieden:
Segretariato Giustizia e Pace, Servi di Maria
Piazza San Marcello, 6
I - 00187 ROMA

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