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erstellt am 7. September 2018

Leserbrief zur Lesung aus Epheser Kap. 5 (Eph 5, 21-32) am 26. August 2018 (für die Ausgabe 116/18)

Liebe Leser!

Nachdem letzte Woche die Lesung aus Epheser Kap. 5 über die christliche Familienordnung war und ich zu der sehr guten Predigt gerne etwas hinzufügen wollte, hat P. Giovanni mir die Möglichkeit gegeben, hier im Pfarrbrief darüber zu schreiben.
Seit Jahren versuche ich diese Stelle zu verstehen, da sie, gerade in unserer heutigen Zeit, nicht richtig gehört wird. Es wird immer diese Stelle der Unterordnung der Frau unter dem Mann gelesen, und dann hört man schon nicht mehr hin und regt sich auf.
Deshalb starte ich hier einen Versuch meine Erkenntnisse darüber zu teilen.
Die beginnt mit: „Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus.“ (Eph 5,21). Es geht also in erster Linie um ein gemeinsames Unterordnen und nicht um ein Herrschen. Der einzige Herrscher in dieser Ordnung ist Christus. Um wirklich zu verstehen, was herrschen und unterordnen bedeutet, ist es, so glaube ich, wichtig zu schauen, wie Jesus Herrschaft definiert hat. Es gibt dazu eine Stelle im Lukasevangelium, die mir die Augen darüber geöffnet hat: „Es entstand unter ihnen ein Streit darüber, wer von ihnen wohl der Größte sei. Da sagte Jesus: Die Könige herrschen über ihre Völker, und die Mächtigen lassen sich Wohltäter nennen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste, und der Führende soll werden wie der Dienende.“ (Lk 22, 24-26) Für Christus bedeutet herrschen eigentlich dienen. Und jeder, der eine echte und tiefe Beziehung mit Christus lebt, macht die Erfahrung, dass Christus uns mehr dient als tyrannisiert.
Weiter geht es in im Brief an die Epheser: „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist; er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib.“
Diese Stelle stößt heute den meisten sehr sauer auf. Denn sich unterzuordnen liegt uns heute nicht mehr so leicht in der Natur. Aber bei genauerer Betrachtung haben Frauen in dieser Ordnung eigentlich den einfacheren Part. Denn es steht, „er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib.“. Aber wie hat Christus uns gerettet? Er ist für uns durch unsagbares Leid gegangen, hat unsere Schuld auf sich genommen und ist am Kreuz gestorben, um den Tod zu besiegen und am dritten Tag aufzuerstehen. Selbst, wenn man jetzt nicht mehr weiterlesen würde, käme schon hier der Part, der dem Mann in der Ehe zukommt, heraus. Er soll nämlich sein wie Christus und seine Frau ebenso retten wie Christus. Was de facto bedeutet, dass er bereit sein soll für seine Frau zu sterben. Das wird von den Frauen nicht verlangt. Die Art der Rettung ist eine dienende. So bedeutet das sich Unterordnen der Frau unter dem Mann auch, ihn dienen zu lassen. Man könnte das vielleicht auch so sehen, dass man als Frau auch die Augen öffnet für den Dienst, den der Mann an seiner Frau tut. Ich habe das oft beobachtet und beobachte das eben auch an einer Freundin, dass besonders in dem Moment, wo Kinder kommen, plötzlich ein Bruch geschieht. Oft geht es im ersten Jahr schon schief mit der Ehe, denn es kommen viele Missverständnisse zu Tage. Die Frau orientiert sich plötzlich mehr am Kind, der Mann beginnt mehr zu arbeiten, weil er den Drang verspürt, für seine Frau und das Kind finanziell besser sorgen zu wollen. Sie glaubt er flüchtet und wirft es ihm vor, er ist beleidigt, weil sie seinen Part nicht wertschätzt, und sie, weil er ihren Part nicht wertschätzt. Und genau in solchen Situationen ist diese „Anleitung“ für die christliche Familienordnung von Paulus so wichtig.
Für die Frau ist es wichtig, zu lernen sich unterzuordnen, was bedeutet zu lernen den Part, den der Mann in der Ehe einnimmt, zu schätzen und wertzuschätzen.
Für den Mann ist es wichtig sich Christus unterzuordnen, um überhaupt zu verstehen, was es bedeutet zu leiten, nämlich zu dienen. Und damit er lernt seinen Part in der Ehe einzunehmen. Denn diese Ordnung in der Ehe ist ein Wechselspiel. Wenn ein Mann seine Frau nur tyrannisiert, dann herrscht er nicht, weil er nicht dient, und er verunmöglicht es seiner Frau sich unterzuordnen. Dazu möchte ich auch die Enzyklika „Casti conubii“ von 1930, vom Papst Pius dem XI. Empfehlen. Er hat diese Stelle unglaublich ausgelegt und auch beschrieben, für welche Verhaltensweisen diese Stelle nicht missbraucht werden darf.

Nun kurz zum wesentlich schwierigeren Part der Männer in der Ehe. „Ihr Männer, liebt eure Frauen wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen. .... Darum sind die Männer verpflichtet ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche.“ (Eph 5,25 – 29)
Der Mann soll seine Frau also nicht einfach irgendwie lieben, sondern so sehr, wie Christus es tut. Das bedeutet gleichzeitig, dass sich der Mann überhaupt erst einmal klar werden muss, wie Christus liebt. Das ist schon erste Schwierigkeit. Vom Mann wird an die Frau absolute Hingabe ohne nur irgendetwas zurück zu halten verlangt, von der Frau nicht. Der Mann soll seine Frau pflegen und nähren wie seinen eigenen Leib. Um das zu tun, muss er sich mit ihr mindestens so viel beschäftigen, wie er sich mit sich selbst beschäftigt. Aber nicht nur das, er hat die Aufgabe die Familie zu leiten. Deshalb fällt mir dazu ein sehr interessantes Zitat von Johannes Hartl in diesem Zusammenhang ein. Er meinte öfters, wenn er Männer nach 10, 20 bzw. 30 Jahren über ihre Frauen schimpfen hört, dass er ihnen am Liebsten manchmal sagen möchte: „Deine Frau ist seit 20 Jahren unter deiner Leitung und das ist das Ergebnis, das spricht nicht für dich als Leiter.“
Leiten, im Sinne vom Herrn, so wie ich es bisher verstanden habe, bedeutet das Gute in dem Menschen zu fördern und ihnen die Aufgaben zu geben, die das Beste aus ihnen heraus bringen und die guten Eigenschaften fördern. Eben diese Eigenschaften, die diesem Menschen entsprechen. Schlechte Leiterschaft tyrannisiert und lässt es an Wertschätzung mangeln.
Ich glaube, es ist an der Zeit endlich wirklich christliche Ehen zu leben, die sich gegenseitig unter Christus unterordnen, wo der Mann die Frau liebt wie Christus die Kirche und die Frau den Mann wertschätzt und ehrt. Die christliche Ehe ähnelt eigentlich einem Wettkampf im Dienen und sich gegenseitig schenken, um dadurch ein Abbild der Dreieinigkeit zu sein, und damit wieder ein Abbild Gottes zu werden, wie es von Anfang an gedacht war.


Alles Liebe,
Barbara Pavelka

P.S: Hier der Link zur Enzyklika Casti Conubii: leider nur auf englisch auf der Vatikan Homepage:
https://w2.vatican.va/content/pius-xi/en/encyclicals/documents/hf_p-xi_enc_19301231_casti-connubii.html

hier auf deutsch:
https://stjosef.at/dokumente/casti_connubii.htm