Leserbrief zur Lesung aus Epheser Kap. 5 (Eph 5, 21-32) am 26. August 2018 (für die Ausgabe 116/18)
Liebe Leser!
Nachdem
letzte Woche die Lesung aus Epheser Kap. 5 über die christliche
Familienordnung war und ich zu der sehr guten Predigt gerne etwas
hinzufügen wollte, hat P. Giovanni mir die Möglichkeit gegeben, hier im
Pfarrbrief darüber zu schreiben.
Seit Jahren versuche ich diese
Stelle zu verstehen, da sie, gerade in unserer heutigen Zeit, nicht
richtig gehört wird. Es wird immer diese Stelle der Unterordnung der
Frau unter dem Mann gelesen, und dann hört man schon nicht mehr hin und
regt sich auf.
Deshalb starte ich hier einen Versuch meine Erkenntnisse darüber zu teilen.
Die
beginnt mit: „Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen
Ehrfurcht vor Christus.“ (Eph 5,21). Es geht also in erster Linie um
ein gemeinsames Unterordnen und nicht um ein Herrschen. Der einzige
Herrscher in dieser Ordnung ist Christus. Um wirklich zu verstehen, was
herrschen und unterordnen bedeutet, ist es, so glaube ich, wichtig zu
schauen, wie Jesus Herrschaft definiert hat. Es gibt dazu eine Stelle
im Lukasevangelium, die mir die Augen darüber geöffnet hat: „Es
entstand unter ihnen ein Streit darüber, wer von ihnen wohl der Größte
sei. Da sagte Jesus: Die Könige herrschen über ihre Völker, und die
Mächtigen lassen sich Wohltäter nennen. Bei euch aber soll es nicht so
sein, sondern der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste, und
der Führende soll werden wie der Dienende.“ (Lk 22, 24-26) Für Christus
bedeutet herrschen eigentlich dienen. Und jeder, der eine echte und
tiefe Beziehung mit Christus lebt, macht die Erfahrung, dass Christus
uns mehr dient als tyrannisiert.
Weiter geht es in im Brief an die
Epheser: „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn;
denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der
Kirche ist; er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib.“
Diese
Stelle stößt heute den meisten sehr sauer auf. Denn sich unterzuordnen
liegt uns heute nicht mehr so leicht in der Natur. Aber bei genauerer
Betrachtung haben Frauen in dieser Ordnung eigentlich den einfacheren
Part. Denn es steht, „er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib.“.
Aber wie hat Christus uns gerettet? Er ist für uns durch unsagbares
Leid gegangen, hat unsere Schuld auf sich genommen und ist am Kreuz
gestorben, um den Tod zu besiegen und am dritten Tag aufzuerstehen.
Selbst, wenn man jetzt nicht mehr weiterlesen würde, käme schon hier
der Part, der dem Mann in der Ehe zukommt, heraus. Er soll nämlich sein
wie Christus und seine Frau ebenso retten wie Christus. Was de facto
bedeutet, dass er bereit sein soll für seine Frau zu sterben. Das wird
von den Frauen nicht verlangt. Die Art der Rettung ist eine dienende.
So bedeutet das sich Unterordnen der Frau unter dem Mann auch, ihn
dienen zu lassen. Man könnte das vielleicht auch so sehen, dass man als
Frau auch die Augen öffnet für den Dienst, den der Mann an seiner Frau
tut. Ich habe das oft beobachtet und beobachte das eben auch an einer
Freundin, dass besonders in dem Moment, wo Kinder kommen, plötzlich ein
Bruch geschieht. Oft geht es im ersten Jahr schon schief mit der Ehe,
denn es kommen viele Missverständnisse zu Tage. Die Frau orientiert
sich plötzlich mehr am Kind, der Mann beginnt mehr zu arbeiten, weil er
den Drang verspürt, für seine Frau und das Kind finanziell besser
sorgen zu wollen. Sie glaubt er flüchtet und wirft es ihm vor, er ist
beleidigt, weil sie seinen Part nicht wertschätzt, und sie, weil er
ihren Part nicht wertschätzt. Und genau in solchen Situationen ist
diese „Anleitung“ für die christliche Familienordnung von Paulus so
wichtig.
Für die Frau ist es wichtig, zu lernen sich
unterzuordnen, was bedeutet zu lernen den Part, den der Mann in der Ehe
einnimmt, zu schätzen und wertzuschätzen.
Für den Mann ist es
wichtig sich Christus unterzuordnen, um überhaupt zu verstehen, was es
bedeutet zu leiten, nämlich zu dienen. Und damit er lernt seinen Part
in der Ehe einzunehmen. Denn diese Ordnung in der Ehe ist ein
Wechselspiel. Wenn ein Mann seine Frau nur tyrannisiert, dann herrscht
er nicht, weil er nicht dient, und er verunmöglicht es seiner Frau sich
unterzuordnen. Dazu möchte ich auch die Enzyklika „Casti conubii“ von
1930, vom Papst Pius dem XI. Empfehlen. Er hat diese Stelle unglaublich
ausgelegt und auch beschrieben, für welche Verhaltensweisen diese
Stelle nicht missbraucht werden darf.
Nun kurz zum wesentlich
schwierigeren Part der Männer in der Ehe. „Ihr Männer, liebt eure
Frauen wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat,
um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen. ....
Darum sind die Männer verpflichtet ihre Frauen so zu lieben wie ihren
eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Keiner hat je
seinen eigenen Leib gehasst, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch
Christus die Kirche.“ (Eph 5,25 – 29)
Der Mann soll seine Frau also
nicht einfach irgendwie lieben, sondern so sehr, wie Christus es tut.
Das bedeutet gleichzeitig, dass sich der Mann überhaupt erst einmal
klar werden muss, wie Christus liebt. Das ist schon erste
Schwierigkeit. Vom Mann wird an die Frau absolute Hingabe ohne nur
irgendetwas zurück zu halten verlangt, von der Frau nicht. Der Mann
soll seine Frau pflegen und nähren wie seinen eigenen Leib. Um das zu
tun, muss er sich mit ihr mindestens so viel beschäftigen, wie er sich
mit sich selbst beschäftigt. Aber nicht nur das, er hat die Aufgabe die
Familie zu leiten. Deshalb fällt mir dazu ein sehr interessantes Zitat
von Johannes Hartl in diesem Zusammenhang ein. Er meinte öfters, wenn
er Männer nach 10, 20 bzw. 30 Jahren über ihre Frauen schimpfen hört,
dass er ihnen am Liebsten manchmal sagen möchte: „Deine Frau ist seit
20 Jahren unter deiner Leitung und das ist das Ergebnis, das spricht
nicht für dich als Leiter.“
Leiten, im Sinne vom Herrn, so wie ich
es bisher verstanden habe, bedeutet das Gute in dem Menschen zu fördern
und ihnen die Aufgaben zu geben, die das Beste aus ihnen heraus bringen
und die guten Eigenschaften fördern. Eben diese Eigenschaften, die
diesem Menschen entsprechen. Schlechte Leiterschaft tyrannisiert und
lässt es an Wertschätzung mangeln.
Ich glaube, es ist an der Zeit
endlich wirklich christliche Ehen zu leben, die sich gegenseitig unter
Christus unterordnen, wo der Mann die Frau liebt wie Christus die
Kirche und die Frau den Mann wertschätzt und ehrt. Die christliche Ehe
ähnelt eigentlich einem Wettkampf im Dienen und sich gegenseitig
schenken, um dadurch ein Abbild der Dreieinigkeit zu sein, und damit
wieder ein Abbild Gottes zu werden, wie es von Anfang an gedacht war.
Alles Liebe,
Barbara Pavelka
P.S: Hier der Link zur Enzyklika Casti Conubii: leider nur auf englisch auf der Vatikan Homepage:
https://w2.vatican.va/content/pius-xi/en/encyclicals/documents/hf_p-xi_enc_19301231_casti-connubii.html
hier auf deutsch:
https://stjosef.at/dokumente/casti_connubii.htm