Der
Altar und das Altarkreuz
"Dieser
Altar sei die Mitte unseres Lobes und Dankes. Er sei der Altar, an
dem wir das Opfer Christi unter heiligen Zeichen begehen. Er sei der
Tisch, an dem wir das Brot des Lebens brechen und aus dem Kelch der
Gemeinschaft trinken." Dieses Gebet aus der Segnungsliturgie
eines Altares weist auf die zentrale Bedeutung hin, die dem Altar
zukommt.
Der Altar
ist die Mitte der Gemeinde, sie versammelt sich um ihn, um Gottesdienst
und "Eucharistie" (= Danksagung) zu feiern. Zunächst
ist diese Feier Gedächtnis des letzten Abendmahles, bei dem Jesus
selbst mit seinen Jüngern Danksagung feiern wollte ("Während
des Mahls nahm Jesus das Brot und sprach den Lobpreis...; dann nahm
er den Kelch und sprach das Dankgebet..."; Mk 14,22-23) Die
Gemeinde kommt hierin dem Auftrag Jesu nach: "Tut dies zu
meinem Gedächtnis!" (1 Kor 11,24). Von Anfang an vollzogen
die Christen diese Mahlfeier und versammelten sich um den "Tisch
des Brotes". Diese "Gedächtnisfeier" stellt
jedoch nicht eine schlichte Erinnerung an etwas Vergangenes dar, sondern
durch sie wird die Lebenshingabe Jesu selbst gegenwärtig, sein
Leiden und Sterben: "Jesus reichte ihnen das Brot und sagte:
Nehmt, das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch... und sagte zu ihnen:
Das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen
wird." (vgl. Mk 14,22-24). Deshalb sah die Kirche von Anfang
an im Altar nicht nur den Tisch des Abendmahles, sondern auch
den Felsen von Golgota, auf dem das Kreuz aufgerichtet war.
Am Kreuz wurde der Leib Jesu hingegeben und sein Blut vergossen. Freilich,
der gekreuzigte Christus ist auferstanden: "Deinen Tod, o
Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir!",
ruft die eucharistische Gemeinde aus, weshalb der Altar auch das
leere Grab versinnbildlicht, in dem der Leichnam Jesu gelegen
hat. Werden diese Aspekte zusammengefasst, dann wird der Altar
zum Symbol für Christus selbst, der sich für das
Heil der Menschen hingegeben hat. Der Altarkuss des Priesters zu Beginn
eines Gottesdienstes gilt daher der Person Jesu Christi.
Um die
Verbindung des Altares mit der Lebenshingabe Jesu am Kreuz und um
seine Heilsbedeutung für das Leben der christlichen Gemeinde
zum Ausdruck zu bringen, werden im Altar Reliquien von Heiligen eingesetzt.
Damit wird deutlich, dass die zur Eucharistie versammelte Gemeinde
mit der himmlischen Liturgie in Berührung steht, in der die Verstorbenen,
die das Ziel der ewigen Herrlichkeit bereits erlangt haben, Gott loben
und preisen. Zu diesem Ziel ist die um den Altar versammelte Gemeinde
noch unterwegs wie auf einem Pilgerweg und wird vom Beispiel und vom
Glauben der Heiligen bestärkt und ermutigt. Unter diesen Reliquien
soll zumindest auch die eines Märtyrers sein, denn die Märtyrer
haben ihren Glauben mit dem Tod bezeugt und sind somit auf besondere
Weise in den Kreuzestod Jesu hineingenommen worden.
Der Altar
sollte so plaziert sein, dass er als Mittelpunkt erkennbar ist, auf
den die feiernde Gemeinde hingeordnet ist. Er soll die Würde,
Christus darzustellen, ausstrahlen, gleichzeitig aber auch in einen
"Glanz der Einfacheit" gehüllt sein, um vom Wesentlichen
nicht abzulenken, nämlich vom Vollzug der Eucharistie. Von der
künstlerischen Gestaltung her ist es wichtig, dass er ausschließlich
Elemente aufweist, die auf Christus, den Messias und Erlöser,
hinweisen.
Das Altarkreuz,
das ebenfalls gut sichtbar und in unmittelbarem Bezug zum Altar stehen
soll, ruft das Wort Jesu in Erinnerung: "Wenn ich über
die Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen" (Joh
12,32).
P.
Martin M. Lintner