Der
Ambo
"Was
sagt die Schrift? Das Wort ist dir nahe, es ist in deinem Mund und
in deinem Herzen. Gemeint ist das Wort des Glaubens, das wir verkündigen!"
(Röm 10,8)
Dieser Satz des Apostels Paulus an die christliche Gemeinde in Rom
wird heute, am 1. Fastensonntag, auch uns verkündet. Paulus ruft
uns ins Bewusstsein, dass die Heilige Schrift mit unserem Leben zu
tun hat, dass das Wort der Schrift uns ganz nah betrifft und uns zu
Herzen geht! Es ist das Wort, das Gott zu uns spricht, das Wort des
Lebens, das "geistliche" Brot, das uns im Gottesdienst gereicht
wird.
Das Zweite
Vatikanische Konzil hat in der Liturgiekonstitution den wichtigen
und dringlichen Wunsch geäußert, dass "die Schatzkammer
der Bibel weiter aufgetan werden soll, damit den Gläubigen der
Tisch des Gotteswortes reicher bereitet werde" (Nr. 51), denn
im Wort der Schrift ist Christus selbst inmitten seiner Gemeinde gegenwärtig
(vgl. ebd., Nr. 7). Während der Liturgie wird das Schriftwort
vom Ambo aus verkündet. Der Ambo stellt daher den "Tisch
des Wortes" dar und steht dem Altar, dem "Tisch des Brotes",
gegenüber. Der Ambo und der Altar sind jeweils Mittelpunkt der
beiden Hauptteile des Gottesdienstes: des Wortgottesdienstes und der
Eucharistiefeier.
Der Ambo
ist also dem Wort Gottes vorbehalten. Zu den biblischen Lesungen des
Wortgottesdienstes gehören (1) die erste, alttestamentliche Lesung,
(2) der Zwischengesang in Form des Antwortpsalms, (3) die zweite,
neutestamentliche Lesung, (4) der Vers zum Halleluja vor dem Evangelium
und (5) das Evangelium. Ebenso kann der Liturgievorsteher vom Ambo
aus die Predigt halten,
in der er versucht, die gehörten Schriftworte auszulegen und
zu aktualisieren. Da in den Fürbitten die aktuelle Bedeutung
des Wortes Gottes auf dem Hintergrund der konkreten Wirklichkeit der
Gemeinde in Bitten gefasst und vor Gott gebracht wird, können
auch sie vom Ambo aus verlesen werden. Schließlich wird in der
Osternacht das "Exsultet" vom Ambo aus gesungen, das der
österlichen Gemeinde die Auferstehung Christi kündet und
sie zu Freude und Frohlocken aufruft. Andere "Wortmeldungen",
etwa erläuternde Kommentare, Gesänge oder Verlautbarungen,
sollen nicht vom Ambo aus geschehen.
Aus der
Funktion heraus, nämlich Ort der Verkündigung des Wortes
Gottes zu sein, werden auch Platzierung und Gestaltung des Ambo verständlich.
Er soll so gestaltet sein, dass die Würde des Wortes Gottes darin
versinnbildlicht wird. Auch soll er etwas erhöht sein, damit
die hörende Gemeinde den/die Verkünder/in des biblischen
Wortes gut sehen und verstehen kann (von daher erklärt sich auch
das Wort Ambo: das griechische Wort anabeineïn heißt: hinaufsteigen).
Ambo und Altar sind zwar zwei unterschiedliche und eigenständige
liturgische Orte, als "Tisch des Wortes" und "Tisch
des Brotes" verweisen sie aber aufeinander. In der Regel steht
der Ambo seitlich vor dem Altar, und von seiner formalen Gestaltung
her wird die Einheit der beiden ersichtlich.
P.
Martin M. Lintner