Warum
gehe ich in die Messe?
Aus vielen
Rückmeldungen nach unserem Gemeindesonntag zur K.I.R. ist deutlich
geworden, dass eines der wichtigen Anliegen bei der Neugestaltung
der liturgischen Orte folgendes ist: Gemeinschaft erfahrbar und spürbar
machen. Dabei geht es um Gemeinschaft in einem zweifachen Sinn.
Die
Gemeinschaft der Feiernden
Die Eucharistie
ist die Feier der versammelten Gemeinde, weshalb alle eingeladen und
aufgerufen sind, aktiv mitzufeiern. Auch in unserer Pfarre machen
wir die Erfahrung, dass es manchmal schwer ist, eine lebendige Feier
zu gestalten, wenn sich die Reihen in der Kirche zusehends lichten
und der Abstand zwischen den Mitfeiernden größer wird.
Die Teilnahme an der Messfeier kommt durch gemeinsames Beten und Singen
zum Ausdruck, aber auch dadurch, dass jemand hilft, eine Messe vorzubereiten,
oder bei der Messe selbst einen Dienst übernimmt, etwa als Lektor/in,
Kantor/in, Kommunionspender/in. Diese tätige Mitfeier zu fördern,
ist uns ein großes Anliegen. Jeder/m kommt in diesem Sinn eine
Verantwortung zu, sich der Gemeinschaft nicht vorzuenthalten, sondern
sich einzubringen und mitzufeiern.
Die
Gemeinschaft mit Gott
Freilich,
die Messfeier ist nicht in erster Linie Ausdruck oder Überhöhung
von menschlichen Beziehungen. Die Gemeinde ist versammelt, weil sie
sich gerufen und eingeladen weiß, gemeinsam das Geheimnis ihres
Glaubens zu feiern. Ich halte es für sinnvoll und notwendig,
dass es manchmal ganz spezielle, oft aufwendig gestaltete Gottesdienste
gibt, die "etwas aus der Reihe tanzen", weil sie auf die
Bedürfnisse oder Empfindungen einer bestimmten Personengruppe
besonders einzugehen versuchen oder ein Element der Feier betonen
und ausdeuten wollen. Es scheint mir aber ebenso wichtig, "normale"
Messen zu feiern, bei denen der Blick auf das Wesentliche deutlich
wird. Es macht mich nachdenklich, wenn ich manchmal höre: "Ich
gehe nur in die Messe, wenn es etwas Besonderes gibt." In jeder
Messfeier, ob aufwendig oder schlicht gestaltet, bringen wir unseren
Dank und unser Lob zum Ausdruck, dass Gott uns in seine Gemeinschaft
ruft und sich uns schenkt. Es wird das Wort Gottes aus der Heiligen
Schrift verkündet ("Tisch des Wortes"), durch welches
Gott auch in meinen/unseren konkreten Alltag hineinspricht. Und es
wird das eucharistische Mahl gefeiert ("Tisch des Brotes"),
bei dem Jesus unter uns gegenwärtig wird als der Gekreuzigte
und Auferstandene. Für uns hat er sein Leben hingegeben und
er schenkt sich uns als Speise und Nahrung für das ewige Leben.
Vielleicht ist uns dies schon zu "gewöhnlich" geworden,
als dass wir darin etwas Besonders erkennen, über das wir dankend
staunen?
Um die beiden Aspekte von Gemeinschaft noch einmal zusammenzufassen:
die menschliche Versammlung bei der Eucharistiefeier ist ausgerichtet
auf den Lobpreis und die Verherrlichung Gottes, der uns Menschen
Heil schenkt.
Warum
gehe ich also in die Messe?
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Weil
mich die Gemeinschaft der Pfarre braucht. Es kommt wirklich auf
jeden einzelnen an, auf das aktive Mittun, damit die Eucharistie
eine lebendige Feier sein kann.
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Weil
ich meinen Glauben nicht allein und ausschließlich in meinen
eigenen vier Wänden feiern kann. "Mein kann nur dann
mein Gott sein, wenn er auch der Deine ist", hat der bekannte
Theologe J.B. Metz einmal gesagt.
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Weil
ich durch die Feier der Eucharistie aus meinem Alltag "ausbrechen"
und mich darauf besinnen kann, worum es in meinem Leben geht, woraus
ich mein Leben gestalten oder woraufhin ich mein Leben ausrichtet
möchte ("Quelle und Ziel").
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Weil
ich aber auch meinen Alltag hinein nehmen darf - dankend, bittend,
klagend - in die Eucharistie, um neu anfangen oder aufbrechen zu
können.
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Weil
ich die Sprache und Symbole der Eucharistie nur dann verstehen kann,
wenn ich mit ihnen auch vertraut bin, nicht nur "alle heilige
Zeiten" einmal mich darüber wundere, was da geschieht.
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Weil
ich mich in Verbundenheit fühle mit den unzähligen Menschen
auf der ganzen Welt, die sich heute noch - wie schon die ersten
Christen unmittelbar nach Ostern - am ersten Tag der Woche versammeln,
um das "wöchentliche Osterfest" zu feiern: "Jesus
kommt zu uns" (vgl. Joh 20,19 u. 26).